Im Herbst 2021 legte unsere Wildtierstation den Grundstein für einen Naturgarten mit Teich, Hochbeeten und Igelgehege an. Inzwischen blüht und grünt es dort, dass es eine wahre Pracht ist. Insekten und Vögel haben den Garten schon länger für sich entdeckt. Lassen Sie sich inspirieren!

Vor der Umwandlung sah das Gelände des ehemaligen Geheges so aus wie viele heimische Gärten: ein trister Rasen, darauf zwei alte Fichten, fertig. Für Wildtiere bietet diese Art der klassischen Bepflanzung weder Schutz noch Nahrung. Um mit gutem Beispiel voranzugehen, regte Wildtierpfleger Niklas Passauer deshalb an, auf dieser toten Fläche einen Naturgarten anzulegen, der weder intensive Pflege benötigt noch viel kosten muss. Gesagt, getan.

Der Rasen wurde abgetragen, die nährstoffreiche Erde mit einem kleinen Bagger entfernt. Im Anschluss wurde ein naturbelassenes Kies-/Sandgemisch aufgeschüttet und verteilt. Diese Vorarbeiten sind notwendig, da Wildblumen nährstoffarme Böden benötigen. In der Folge wurden zwei Magerbeete errichtet, Wege abgesteckt, ein Teich in der Mitte angelegt, Blumenzwiebeln und Sträucher gepflanzt sowie Wildblumensamen ausgesät.

Wenn Sie zuhause ebenfalls einen Naturgarten anlegen möchten, können Sie sich von einem/r GärtnerIn beraten lassen oder einfach selbst einen Plan machen und loslegen. Auch wenn die Umgestaltung anfangs recht arbeitsintensiv ist, belohnt sie der Naturgarten in der Folge durch seine Genügsamkeit: Er organisiert sich praktisch selbst und macht kaum mehr Arbeit. Sie müssen weder gießen noch düngen.

Wildblumen und heimische Sträucher, die aus der Region stammen, sind perfekt an ihre Umwelt angepasst und kommen sowohl mit langen Trockenperioden als auch mit Nährstoffmangel zurecht. Kein lästiges Rasenmähen, keine umweltschädlichen Pestizide oder teure Exoten – wenn Sie strikt auf heimische Pflanzen setzen und der Natur ihren Lauf lassen, kommen Sie dem perfekten Garten Eden ziemlich nahe. Jahr für Jahr werden andere Blumensorten sprießen und unterschiedlichste Insekten anlocken. Die Samenmischung sollte auf Boden- und Lichtverhältnisse abgestimmt sein und für Ihre Region passen. Bei speziellen WildpflanzenzüchterInnen findet sich für jeden Standort das Richtige.

Nach der Aussaat können Sie sich überraschen lassen: je nach Boden und Witterungsbedingungen werden sich immer wieder andere Blumen durchsetzen. Die besten Kandidaten am jeweiligen Standort machen das Rennen. Und das kann von Jahr zu Jahr unterschiedlich ausfallen. Während sich anfangs Pionierpflanzen wie Klatschmohn oder Färberkamille durchsetzen, werden sie später von ausdauernderen Arten verdrängt. Eine erneute Aussaat ist nicht erforderlich. "Ich gebe die Form vor und der Garten organisiert sich selbst", fasst es unser Wildtierpfleger Niklas Passauer treffend zusammen.

Bei der sonstigen Gestaltung können Sie ihrer Fantasie ebenfalls freien Lauf lassen. Bauen Sie eine Trockenmauer aus Natursteinen, legen Sie kleine Verstecke aus Totholz an, verwenden Sie Material, das via Kleinanzeigen verschenkt wird. In unserem Garten auf dem Tierheimgelände dient eine Fuhre Dachziegel als Mauerersatz. Nicht nur ein hübscher Blickfang, sondern auch ein willkommenes Versteck für Insekten und kleine Wildtiere. Außerdem wird durch diese Art gestapeltes Mauerwerk die Anzahl der verfügbaren Quadratmeter auf der Fläche vervielfältigt.

Passen Sie sich an die Gegebenheiten an und versuchen Sie sich im Upcycling. Eine ausgemusterte Gartenbank kann als Spalier für Kletterpflanzen dienen, eine alte Schubkarre als Miniteich, ein abgetragener Wanderschuh als Blumentopf. Verzichten Sie auf teure Einkäufe im Gartencenter - do it yourself schont Geldbeutel und Umwelt und gibt ihrem neuen Refugium eine persönliche Note. Experimentieren Sie nach Lust und Laune: Ihr Naturgarten wird sehr flexibel reagieren. 

Je größer die Artenvielfalt auf ihrem Gelände ist, umso mehr Wildtieren können Sie eine dringend benötigte Heimat bieten. Wildblumen wie Felsennelke, Kornblume oder Natternkopf, die als Pionierpflanzen neue Bereiche erobern, locken zahlreiche Insekten an, die wiederum den Vögeln als Nahrung dienen. Unsere gefiederten Freunde freuen sich zudem über heimische Sträucher wie Kornelkirsche, Vogelbeere oder roter Hartriegel, die schöne Früchte liefern. 

Ein Naturgarten weiß im Jahresverlauf immer wieder zu überraschen. Frühblüher wie Krokusse, Schlüsselblumen oder Winterling bieten ersten Insekten Nahrung, Sträucher und weitere Zwiebelblumen übernehmen später und die Wildblumen blühen bis in den September. Die Tiere werden sich bei diesem reichlichen Nahrungsangebot von selbst einfinden.

Auch eine Wasserstelle sollte nicht fehlen, denn gerade in der Großstadt wird es für Wildtiere immer schwieriger, geeignete Plätze zum Trinken und Baden zu finden. Wir haben im Tierheim einen kleinen Gartenteich angelegt, in dem sich bereits Wasserschnecken, Bergmolche und Wasserläufer tummeln.

Trauen Sie sich und fangen Sie einfach an. Wenn Sie nicht gleich den ganzen Garten umgraben möchten, beginnen Sie mit einem Blühstreifen oder einem Hochbeet als Testobjekt. Jede Fläche zählt im Artenschutz. "Die Aussichten für die Umwelt sind nicht rosig, wir müssen jetzt retten, was zu retten ist", appelliert Niklas Passauer. Unsere heimische Tierwelt wird es Ihnen danken.

Möchten Sie uns unterstützen? Wir planen für den Naturgarten Infotafeln, Flyer sowie Fortbildungsmaßnahmen. Auch den Hüllgraben auf unserem Gelände wollen wir weiter renaturieren. Spenden Sie unter dem Stichwort "Naturgarten" an

 

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