Deutschland hat einen neuen Beutegreifer! Dabei handelt es sich aber nicht um ein durch den Menschen eingeschlepptes Tier, das unserer heimischen Natur Probleme macht, wie etwa den Waschbären. Der Goldschakal gilt nicht als invasive Art. Auch ist er kein Rückkehrer wie der Wolf, der ursprünglich schon hier lebte und erst durch den Menschen ausgerottet worden ist. Stattdessen hat er ganz allein den Weg zu uns gefunden.

Ursprünglich kommt der Goldschakal aus Asien, Afrika und dem Balkan, hat sich mit dem Klimawandel aber über Süd- und Osteuropa immer weiter Richtung Norden ausgebreitet. Die erste Sichtung in Deutschland gab es 1998. Den ersten bei uns geborenen Nachwuchs konnte man 2021 mittels einer Wildkamera und genetischem Test nachweisen. Im gleichen Jahr wurden in Deutschland achtzig Schakale gezählt.

Der hübsche Goldschakal ist enger mit dem Wolf verwandt als mit anderen afrikanischen Schakalen, weswegen er auch Goldwolf genannt wird. Wie der Wolf und der Fuchs gehört er zur Art der Hunde. Auch vom Verhalten und Aussehen liegt er genau dazwischen. Der Goldschakal ist etwas größer als der Fuchs aber deutlich kleiner als der Wolf. Sein Fell ist rostbraun bis goldrot gefärbt. Sein Markenzeichen ist die gräulichere Sattelfärbung auf seinem Rücken. Seine Rute ist nicht so buschig wie die des Fuchses.

Goldschakale sind friedlich und monogam. Sie haben, je nach Nahrungsangebot, ein Revier zwischen einem und zwanzig Quadratkilometern und bleiben ihrem Zuhause ebenso treu wie dem Partner. Revierkämpfe gibt es kaum, da die Schakale derartigen Ärger mit Drohgebärden klären. Sie haben eine flexible Sozialstruktur. Manche bilden kleine Rudel, ähnlich wie ein Wolf, und jagen auch gemeinsam; andere leben einzelgängerisch wie der Fuchs. Je nachdem können Beutetiere vom Insekt bis zu Kleinsäugern, aber auch bis zum Reh erlegt werden. Ein Rudel besteht meist aus den Elterntieren und den Jungtieren vom Vorjahr, die noch bei der Aufzucht ihrer kleineren Geschwister helfen und dabei für ihren ersten eigenen Wurf lernen. Ihre Paarungszeit ist im Januar und Februar.

Ob der Goldschakal den Fuchs wegen einer ähnlichen Lebensweise verdrängen könnte, wird gerade wissenschaftlich untersucht. Nachgewiesen ist, dass in Gebieten, in denen Wolfsrudel leben, Goldschakale häufig nur in geringer Zahl oder gar nicht vorkommen. Zum Vergleich: es gibt in ganz Europa etwa 117 000 Goldschakale, aber nur 17 000 Wölfe.

Aufgrund ihrer versteckten, dämmerungs- und nachtaktiven Lebensweise fallen Goldschakale kaum auf und werden häufig verwechselt. In Freising wurde beispielsweise 2017 ein totgefahrenes Exemplar neben der Autobahn gefunden. Bis dahin wusste man nichts über ihre Existenz in dieser Region. Es handelte sich dabei erst um den zweiten Nachweis eines Goldschakals in Bayern, obwohl davon auszugehen ist, dass sich bereits mehr Tiere hier aufhalten.

Man vermutet, dass die Ausrottung der Wölfe die Ausbreitung des Goldschakals begünstigt hat, da der Wolf, neben dem Menschen, zum größten natürlichen Feind des Goldschakals zählt. Ebenso geht man davon aus, dass der Klimawandel, mildere Winter und die Veränderung der Kulturlandschaften dem flexiblen und anpassungsstarken Jäger die Ansiedlung in Europa erleichtert.

Für den Menschen sind die scheuen Goldschakale ungefährlich. Im alten Ägypten wurden sie sogar als heiliges Wesen verehrt. Da er gerade erst einwandert, wird der Goldschakal in Deutschland nicht als jagdbare Art aufgeführt. Auch existiert kein erfasster Bedrohungsstatus. Allerdings ist er in den FFH-Richtlinien („Fauna-Flora-Habitat-Richtlinien“) aufgeführt und somit verpflichten sich alle EU-Länder, einen günstigen Erhaltungsstatus zu sichern.

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