Das Bärtierchen ist allgegenwärtig. Es gibt keinen Ort auf der Erde, den es nicht erobert hat. Sei es die eisige Antarktis, der Himalaja in 6.000 Metern Höhe oder das Meer in fast 5.000 Metern Tiefe. Bärtierchen findet man überall, wo es etwas feucht ist, zum Beispiel im Moos im Garten oder auf Dächern.

Seinen Namen verdankt dieses besondere Wesen seinem tapsigen Gang und der bärenartigen Körperform. Manche fühlen sich eher an Gummibärchen erinnert. Genau wie die Süßigkeiten gibt es sie in verschiedenen Farben. Die meisten sind weiß oder durchsichtig, doch es existieren auch braune, schwarze, lilane, gelbe, grüne und rote Exemplare.

Bärtierchen sind winzige Mikroorganismen, die es seit über 500 Millionen Jahren auf der Erde gibt. So hatten die über 1.400 verschiedenen Arten genügend Zeit, sich zu phänomenalen Überlebenskünstlern zu entwickeln. Die kleinen Kerle gelten als die unzerstörbarsten und robustesten Lebewesen unseres Planeten. Welches Geschöpf könnte sonst von sich behaupten, 30 Jahre lang ohne Nahrung oder Wasser auszukommen? Auch schockgefroren zu werden beim absoluten Nullpunkt von -273,15 Grad ist kein Problem für sie. Enorme Hitze von bis zu 100 Grad überstehen sie ebenfalls problemlos. Radioaktive Strahlung? Die macht den Winzlingen so gut wie gar nichts aus. Sie ertragen tausendmal so viel Strahlung wie Menschen. Selbst zehn Tage Vakuum im freien Weltall hat der Großteil überlebt.

Doch was macht diese kleinen Lebewesen so unzerstörbar? Ganz geklärt hat die Wissenschaft diese Frage noch nicht. Es scheint eine Kombination aus verschiedenen Strategien zu sein. Die wichtigste ist wohl der Übergang in ihre sogenannte „Tönnchenform“. Meist geschieht das, wenn Bärtierchen austrocknen. Dabei ersetzen sie in ihrem Körper Wasser durch verschiedene Zuckersorten und stellen jede Körperfunktion bis auf nicht mehr messbare Werte ein. Sie versetzen sich so in einen todesähnlichen Zustand. Auf diese Weise halten sie auch extreme Umweltbedingungen problemlos aus. Verbessert sich die Lage und sie werden wieder befeuchtet, erwachen sie erneut zum Leben.

Um sich vor Radioaktivität zu schützen haben sie ein besonderes Protein, das sich um die DNA legt und die gefährliche Strahlung abblockt. Wissenschaftler haben dieses Protein bereits bei menschlichen Zellen eingesetzt und diese anschließend bestrahlt: Sie blieben unversehrt.

Bis wir uns die Fähigkeiten des Bärtierchens zunutze machen können, wird aber noch viel Zeit vergehen. Denn je mehr die Wissenschaftler herausfinden, desto komplizierter erscheint dieses wundersame Wesen.

Momentan befinden sich übrigens Bärtierchen in der trockenen Tönnchenform auf dem Mond. Tausend Stück sind 2019 bei einer missglückten Landung einer israelischen Raumsonde dort abgestürzt. Ob die kleinen Mondbärchen noch leben ist bisher ungeklärt.

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