Wie kann es sein, dass das Leid der Straßenkatzen im tierlieben Deutschland so wenig präsent ist? Anders als in südlichen Gefilden sind unsere Straßenkatzen aufgrund mangelnder Sozialisation im Kittenalter sehr scheu und leben im Verborgenen. Auf Bauernhöfen, in verlassenen Industriebrachen, Schrebergärten oder in leerstehenden Häusern kämpfen sie täglich ums Überleben. Das Katzenelend bleibt für viele Menschen unsichtbar und ist in Deutschland eines der größten unbemerkten Tierschutzprobleme. 

Tierheime übernehmen eine entscheidende Rolle im Kampf gegen das Leid der rund zwei Millionen Straßenkatzen. Laut einer Umfrage unseres Dachverbands, des Deutschen Tierschutzbunds, werden viele Tierheime nur geringfügig, rund 30 Prozent sogar gar nicht von Kommunen und Ländern finanziell dabei unterstützt.

Auch wir im Tierheim München kämpfen seit Jahrzehnten mit regelmäßigen Kastrationsaktionen gegen die endlose Flut an nicht gewollten Katzenkindern an, die ohne Schutz durch den Menschen oft schon bei der Geburt oder im Alter von wenigen Monaten versterben.

Seit den Achtzigern betreiben wir ein umfassendes Projekt zur Populationskontrolle und zur Versorgung von entlaufenen oder ausgesetzten Hauskatzen (und ihrem Nachwuchs) im Münchner Umkreis. Mit Hilfe ehrenamtlicher HelferInnen betreuen wir über vierzig Futterplätze. Allein dorthin kommen regelmäßig rund 330 Streuner.

Die Kosten, die Tierheime für Kastrations-Aktionen stemmen, summieren sich schnell. Ohne Spenden wäre das überhaupt nicht zu leisten. Für unser Projekt „Hilfe für Streunerkatzen“ müssen wir jährlich Summen von rund 50.000 bis 60.000 Euro für Futterstellen und tierärztliche Behandlungen aufbringen.

Immer montags ist bei uns Katzenkastrationstag. Ehrenamtliche HelferInnen bringen uns Streuner, die sie mittels Lebendfalle an den Futterplätzen einfangen konnten. Es handelt sich dabei größtenteils um Katzen, die auf Bauernhöfen zugewandert sind. Am häufigsten leiden diese verwilderten Felltiger unter Parasiten, Unterernährung und Infektionskrankheiten wie etwa Katzenschnupfen. Sie werden auf unsere Kosten kastriert, je nach Gesundheitszustand einige Tage versorgt und dann am Einfangort wieder frei gelassen sowie langfristig gefüttert und beobachtet. Es ist nicht möglich, diese Tiere an Menschen zu vermitteln, da sie ihr Leben lang sehr ängstlich und misstrauisch bleiben und sich nicht mehr an ein Dasein als Hauskatzen gewöhnen können.

Durch unsere langjährige Arbeit konnten wir die Zahl der Straßenkatzen im Großraum München schon deutlich reduzieren. Vor ca. zehn Jahren haben wir noch jährlich rund 500 Streuner eingefangen, kastriert und versorgt.

Danach wurden es jedes Jahr weniger und so mussten bis 2021 jährlich nur noch rund 150 verwilderte Katzen an der Fortpflanzung gehindert werden. Ein großer Fortschritt! Zuletzt gab es allerdings wieder einen leichten Anstieg: 2022 hatten wir 172 zu kastrierende Katzen vor Ort. Der Eingriff erfolgt zwar unter Vollnarkose, ist aber nur eine Sache von wenigen Minuten. Bereits am nächsten Tag können die meisten der kastrierten Tiere wieder in die Freiheit entlassen werden.

Um das Leid der Straßenkatzen endgültig zu beenden, setzen wir uns schon lange für eine Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Freigängerkatzen ein – eine sogenannte Katzenschutzverordnung. Der Deutsche Tierschutzbund legte dazu eine bundesweite Kampagne auf. Viele deutsche Städte haben eine Kastrationspflicht bereits umgesetzt.  In Österreich ist das Kastrationsgebot im Privatbereich seit vielen Jahren im Tierschutzgesetz verankert. 2016 wurde es auch auf Katzen in bäuerlicher Haltung ausgeweitet.

KatzenhalterInnen müssen dazu aufgefordert werden, ihre Tiere – sofern sie Freigänger sind – kastrieren zu lassen. Bereits herrenlos gewordene Katzen müssen eingefangen, tiermedizinisch versorgt, kastriert und gekennzeichnet werden, um sie künftig problemlos identifizieren zu können. Auch Wohnungskatzen sollten kastriert werden, denn nicht wenige entwischen ihren HalterInnen und tragen dann auch zum Katzenelend auf der Straße bei, indem sie sich mit den verwilderten Exemplaren paaren.

Katzen haben als gezüchtete Haustiere gigantische Vermehrungsraten. Weder Nahrungsmangel noch Jahreszeiten halten sie von der Fortpflanzung ab. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass „die Natur“ das schon von alleine regelt. Weibliche Katzen werden mit etwa einem halben Jahr geschlechtsreif. Durchschnittlich kommen vier bis sechs Jungtiere pro Wurf zur Welt. Angenommen, eine Katze bekommt zweimal pro Jahr Nachwuchs und jeweils drei Kitten pro Wurf überleben, können aus einer Katze (und ihren Kindern) nach zehn Jahren rund 200 Millionen Nachkommen entstehen. Die Zahl ist auf den ersten Blick schwer zu glauben, aber nicht zuletzt Corona hat uns die Schrecken des exponentiellen Wachstums drastisch vor Augen geführt.

Das Katzenleid in Bayern ist allein vom Tierschutz nicht mehr zu bewältigen. Die Tierheime werden jährlich von einer Katzenflut überrollt. Nur sechs Kommunen haben wirksame Katzenschutzverordnungen. Hier muss der Freistaat endlich bayernweit verordnen!

Helfen Sie mit, das Leid der Streunerkatzen zu beenden. Lassen Sie ihre Katze frühzeitig (!) kastrieren und melden Sie herrenlose Tiere. Vielen Dank!

Weitere Informationen zur Kampagne des "Deutscher Tierschschutzbund e.V." finden Sie unter:

www.jetzt-katzen-helfen.de

 

Alle Neuigkeiten
.