Erste-Hilfe-Maßnahmen für gefundene Vögel

Welchen Vogel sollte man dort lassen, wo er ist? Grundsätzlich jeden Vogel, der keine Hilfe braucht!

Voll befiederte Jungvögel, die mindestens jede halbe Stunde von einem Elternvogel gefüttert werden sind Ästlinge, die nur kurzfristig hilflos und allein wirken! Solche Vögel sind munter, sitzen nicht auf den Fersen, sondern stehen auf den Füßen. Dort lassen!

Welche Vögel brauchen Hilfe?

  • Kaum befiederte Vögel außerhalb des Nests

  • Vögel außerhalb des Nests, die nicht fliehen können

  • Verletzte Vögel und solche, die von einer Katze gebracht werden, brauchen absolut dringend Antibiotika. Bitte sofort zum Tierarzt bringen!

  • Jungvögel in gefährlicher Umgebung, wie mitten auf der Straße oder irgendwo gefangen

  • Nestflüchter, zum Beispiel Enten, ohne Eltern

  • Jeder Mauersegler am Boden (nicht einfach in die Luft werfen!)

Einige rechtliche Grundlagen

§45 Abs. 5 BnatSchG erlaubt es, hilflosen, kranken oder verletzten Tieren zu helfen, man muss sie aber wieder freilassen, sobald sie sich selbst versorgen können.

§2 TSchG besagt, dass Jeder, der ein Tier hält, es nach seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend […] ernähren, pflegen und unterbringen muss.

  • Ein am Boden sitzender Mauersegler benötigt immer Hilfe! Ein gesundes Tier kann auch vom Boden starten. Daher bitte nicht in die Luft werfen! Auf das Gefieder achten, denn Segler verbringen ihr Leben in der Luft, sie schlafen auch dort! Mauersegler und Schwalben brauchen zu 100% Insekten. Keine Würmer!

  • Kleine Enten bekommen kleingeschnittenen Löwenzahn, Teichlinsen, eingeweichte Haferflocken mit gehacktem Ei, etwas Kükenstarter und Bird Bene-Bac. Enten sind sehr sozial und brauchen dringend gleichartige Gesellschaft.

  • Tauben gibt man Handaufzuchtfutter für Papageien, dann eingeweichte Haferflocken, befiederten Tauben eingeweichtes Körnerfutter. Tauben sind Vegetarier. Bitte kein Ei, keine Milch, keinen Zucker geben.

  • Auch Stieglitz, Grünfink, Hänfling und Girlitz sind zwar Singvögel, aber schon als Nestlinge Vegetarier und bekommen Getreidebrei, gemörserte geschälte Körner, Grünzeug wie Feldsalat, Löwenzahn und Vogelmiere.

  • Amseln bekommen In den ersten Tagen vorwiegend Insekten, wenn die ersten Federn sprießen, auch Obst. Wenn sie befiedert sind, können sie auch Regenwürmer verdauen. Bitte mit Erde. Amseln brauchen Erde für ihre Verdauung. Auch Krähen und Dohlen (ohne Foto) können Regenwürmer verdauen.

Auffangstationen, Tierärzte und weitere Infos auf:

Zusammengestellt von Silvia Plank nach genauer Anleitung durch die erfahrenen Wildvogel-Päpplerinnen in der Facebook-Gruppe „Wildvogelhilfe“. Danke Allen! Herausgegeben von der Facebook-Gruppe „Wildvogelhilfe“ © 2013

Darf man Wildvögel anfassen?

  • Ja, man darf Nestlinge ins Nest zurück und Ästlinge katzensicher ins Gebüsch setzen. Die Eltern füttern sie weiter.

  • Aufgefundene Eier nicht mit der bloßen Hand berühren.

Darf man ein Küken zurück in sein Nest setzen?

Ja, vorausgesetzt

  • es handelt sich um dieselbe Vogelart (Ernährung).

  • das Nest ist nicht schon überfüllt und die Eltern finden genug Nahrung für alle,

  • das Küken, das man ins Nest setzt, ist gesund.

Transport von Wildvögeln

Ein kleiner, verschließbarer Karton mit Luftlöchern, gut gepolstert mit Handtuch oder etwas Küchenrolle, ruhig schön eng setzen, damit der Vogel beim Transport nicht herumkullert.

Verletzungsgefahr z.B. bei Bremsmanövern.

Erstversorgung von gefundenen Wildvögeln

  • Erst aufwärmen - in der Hand oder im künstlichen Nest

  • Auf Verletzungen untersuchen, bei Verdacht auf Verletzung oder Krankheit einen vogelkundigen Tierarzt aufsuchen

  • 1 bis 3 Tropfen Traubenzuckerwasser an den Schnabelrand

  • Eine Auffangstation suchen, in der der Vogel versorgt wird

Warum ist das so und wie geht das genau?

  • Wärme: Vögel haben ca. 40°C Köpertemperatur. Darunter funktioniert ihr Stoffwechsel nicht. Unbefiederte Nestlinge brauchen eine Umgebungstemperatur von 38°C.

  • Deshalb setzt man sie in ein künstliches Nest, siehe nächste Seite. Nicht das Naturnest verwenden, darin sind evtl. Parasiten.

  • Gefundene Jungvögel sind zunächst meist dehydriert und zu kalt, um Nahrung zu verdauen. Deshalb nur 1 bis 3 Tropfen Traubenzuckerwasser an den Schnabelrand geben. Nicht mehr! Vögel können nicht husten. Erstickungsgefahr!

  • Auffangstationen haben Erfahrung mit der Aufzucht von jungen Wildvögeln und können sie fachgerecht versorgen, z.B. Fehlstellungen von Gelenken oder Fehlprägungen des Vogels vermeiden, damit der Vogel später in der freien Natur überleben kann. Auffangstation finden: wildvogelhilfe.org.

  • Erst nach Bestimmung der Vogelart füttern, da es unterschiedliche Vögel mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen gibt. Falsch ernährten Vögeln drohen der Tod, lebenslange Behinderung oder längere Flugunfähigkeit.

  • Bestimmung der Vogelart mit den Vergleichsbildern auf wildvogelhilfe.org/aufzucht/artbestimmung.html. oder schicken Sie ein Foto an die Facebook-Gruppe „Wildvogelhilfe“.

Das richtige Futter ist entscheidend!

Zwei Spatzen im gleichen Alter, der eine falsch ernährt, der andere richtig kein Futter für Küken:

Hundefutter, Katzenfutter, Ei, Hackfleisch, Quark, Milch, Honig, Babybrei, Trockenfutter, Brot, Essensreste. Keine lebenden Fliegenmaden füttern! Keine Regenwürmer füttern! Vögel fressen auch falsche Nahrung!

Die Nahrung für Jungvögel in Handaufzucht besteht fast ausschließlich aus Heimchen und weiteren geeigneten Insekten.

Junge Singvögel erhalten Insekten: Kleine oder mittlere Heimchen aus dem Terrarienshop oder Zoogeschäft (vor dem Verfüttern 4 Stunden lang einfrieren, dann Beine und Kopf entfernen, zu jeder Mahlzeit frisch auftauen oder frischtot die weichen Teile verfüttern). Fliegen (selber fangen oder flugunfähige Goldfliegen aus dem Terrarienshop), Drohnenbrut vom Imker, Buffalos, Wachsmottenlarven, Pinkies (Fliegenmaden) nur gekocht und abgekühlt verfüttern. Im Notfall Handaufzuchtfutter (den Brei z.B. mit einer 1-ml Spritze ohne Nadel geben) oder eingeweichte Beoperlen. Im äußersten Notfall für maximal 2 Fütterungen: mit Mineralwasser und Traubenzucker vermischtes Rührei ohne Fett.

Nestlinge unterbringen

Keramikschale mit einem Waschlappen oder Wollsocken auspolstern, keine Watte oder Tierhaare verwenden! Darauf etwas Küchenrolle. Unter die Schale eine Wärmflasche, nicht zu heiß, neben die Schale ein feuchtes Tuch, um die Luftfeuchtigkeit anzuheben. Alles in eine Plastikbox, diese nur halb mit einem Tuch abdecken, der Vogel braucht ja auch frische Luft.

Ästlinge unterbringen

Flexarium, Karton mit Küchenrolle oder glattwandige Plastikbox, luftdurchlässig abgedeckt. Fenster bitte verhängen, denn Vögel können kein Glas sehen und fliegen dagegen, wobei sie sich schwer verletzen können.

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