„In jedem noch so kleinen Echtpelzkragen hat einmal ein Herz geschlagen.“

Die Temperaturen sind auf Talfahrt, die ersten Flocken rieselten schon vom Himmel und die Boutiquen stellen ihr Sortiment auf die kalte Jahreszeit um. Hier und da sieht man schon wieder Jacken mit Pelzkrägen auf der Straße. Leider werden auch heuer wieder viele Pelzartikel in den Regalen zu finden sein. Das unsägliche Leid, das hinter den flauschigen Accessoires steckt, ist noch immer vielen Menschen nicht bewusst. Daher möchten wir rechtzeitig vor dem großen Wintershopping darauf aufmerksam machen.

Wer leidet für Pelz?

Nerze, Füchse, Marderhunde, Waschbären, Chinchillas, Wiesel, Eichhörnchen, Schafe, Luchse, Hamster, Hunde, Katzen, Robben, Nutria, Kojoten, Kaninchen, Bieber, Bisamratten, Zobel und viele andere – sie alle werden nach einem kurzen, qualvollen Leben für die Pelzindustrie getötet. Die Tiere verbringen ihr gesamtes Leben auf Zuchtfarmen unter extrem beengten Bedingungen, oft ohne Zugang zu Wasser oder der Möglichkeit, ihren absoluten Grundbedürfnissen wie der Fellpflege oder Sozialverhalten nachzugehen. Die Tötungsmethoden sind grausam: Vergasung, Stromschläge oder Lebendhäutung sind gängige Praktiken. Auch die Jagd und das Fangen in Fallen verursachen unvorstellbares Leid.

Wie viele Tiere sterben jährlich?

Schätzungen zufolge werden weltweit jährlich etwa 100 Millionen Tiere für die Modebranche getötet. Für einen einzigen Pelzmantel müssen bis zu 200 Chinchillas, 40 bis 60 Nerze, 10 bis 20 Füchse oder Biber, 30 bis 50 Waschbären, 6 bis 10 Robben oder 110 Eichhörnchen ihr Leben lassen.

Woher kommen die Pelze?

Laut Peta Deutschland stammen über 50 Prozent der weltweit gehandelten Pelze aus Europa. Bei Nerzen liegt der europäische Marktanteil sogar bei 85 Prozent. Auch in Nordamerika und China existieren zahlreiche Pelzfarmen – wo es jedoch so gut wie keine Tierschutzbestimmungen gibt. Die Tiere werden dort unter noch grausameren Bedingungen gehalten und qualvoll getötet – darunter auch Millionen Hunde und Katzen.

Gesetzliche Lage in der EU

In der EU ist der Import und Handel mit Robbenfellen sowie Hunde- und Katzenfellen zwar verboten, die Formulierungen in der EU-Verordnung sind jedoch an vielen Stellen sehr schwammig. Noch dazu müssen Produkte, die zu mehr als 20 Prozent aus Teilen tierischen Ursprungs bestehen, nicht gekennzeichnet werden. Es lässt sich also nicht unbedingt nachvollziehen, welches Tier für das Accessoire gestorben ist. Und so setzte die Pelzindustrie 2019 in Deutschland laut Statista (2021) die unglaubliche Summe von 35,6 Millionen Euro um.

Pelzfarmen in Europa

In Europa gibt es erfreuliche Entwicklungen: Pelzfarmen sind bereits gesetzlich verboten in Luxemburg, Österreich, Großbritannien, Tschechien, Kroatien, Slowenien, Bosnien und Herzegowina, Serbien und Mazedonien. In der Schweiz schreibt das Tierschutzgesetz vor, dass Wildtiere wie Nerze und Füchse unter Zoostandards gehalten werden müssen. Das macht die Farmen dort unrentabel, weswegen es in der Schweiz keine mehr gibt. Die Niederlande waren der zweitgrößte Nerzproduzent in Europa. Wegen der nachgewiesenen Coronavirus-Infektionen bei etlichen Tieren und der Übertragung auf den Menschen schlossen die letzten Nerzfarmen dort 2020. In Belgien endete die Pelztierzucht 2023. In der Slowakei und in Norwegen sind Pelztierfarmen seit 2025 verboten.

Ist Pelz out?

Eine Meinungsumfrage der Tierschutzorganisation Vier Pfoten macht in dieser Hinsicht Hoffnung. 84 Prozent der Befragten sehen das Halten und Töten von Tieren zur Gewinnung von Pelz für die Modeindustrie als nicht vertretbar an. Dieser Meinung sind scheinbar auch die Leser des großen Mode-Magazins "Elle". Die internationale Chefin von "Elle", Valeria Bessolo Llopiz sagte Ende 2021 bei einer Konferenz: "Tierische Pelze auf unseren Seiten und in unseren Online-Medien zu zeigen, stimmt nicht mehr mit unseren Werten oder den Werten unserer Nutzer überein" und verkündete damit ein Pelz-Verbot in redaktionellen Inhalten und Werbeanzeigen des Magazins. Es bleibt zu hoffen, dass diesem Vorbild weitere Magazine und auch Hersteller folgen. Eine Reihe großer Marken wie Gucci, Versace und Prada verzichten bereits auf Pelz. Seit Juni 2021 ist Israel das erste Land der Welt, das den Verkauf von Pelz an die Modeindustrie komplett verboten hat.

Jede Stimme gegen Tierleid zählt!

Jeder Einzelne kann etwas gegen Tierleid und die Pelzindustrie unternehmen – indem er diese Accessoires nicht kauft! Wo keine Nachfrage besteht, da wird auch irgendwann das Angebot versiegen. Das beinhaltet jede Art von Pelzbesatz – und sei er noch so klein. Auch Kunstpelz kann Teile von Echtpelz enthalten. Achten Sie bei Accessoires wie Schlüsselanhängern oder Modeschmuck auf Pelzbesätze. Tragen Sie keine alten Pelzmäntel, auch keine Erbstücke – denn jedes einzelne, öffentlich getragene Teil macht Pelz „salonfähig“. Klären Sie Ihr Umfeld auf, informieren Sie Freunde, Familie und Bekannte über die schlimmen Hintergründe der Pelzproduktion. Es gibt genug tierfreundliche Alternativen für wärmende Wintermode!

 

Copyright Bildmaterial: Peta

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