Für Vögel ist Glas als Hindernis nicht erkennbar – sie sehen darin lediglich Spiegelungen von Himmel oder Bäumen und halten die Fläche für einen freien Flugweg. Besonders gefährlich für unsere gefiederten Freunde sind moderne Gebäude mit großflächiger Verglasung, Wintergärten oder Bushaltestellen.
Die Problematik betrifft nicht nur Zugvögel, die sich nachts orientieren und vom Licht angezogen werden, sondern auch heimische Arten wie Meisen, Finken oder Drosseln im Tagesflug.
Warum erkennen Vögel Glas nicht?
Vögel orientieren sich hauptsächlich visuell. Glasflächen wirken entweder durchsichtig – wenn etwa auf der anderen Seite ein Raum zu sehen ist – oder sie spiegeln die Umgebung. Beides führt zu fatalen Fehleinschätzungen.
Was kann man tun?
Es gibt viele einfache Maßnahmen, die einen Unterschied machen können.
Für Privathaushalte
Rüsten Sie ihre Fenster zuhause mit Markierungen nach: Muster, Streifen oder Punkte auf der Außenseite des Fensters helfen, das Glas sichtbar zu machen. Die Linien oder Punkte müssen dabei relativ eng gesetzt sein und die ganze Fläche bedecken. Aufkleber mit einer konkreten Anleitung finden Sie etwa im NABU-Shop.
Schnurvorhänge, Mückennetze, Rollos, Fliegengitter oder helle Gardinen reduzieren ebenfalls die Durchsicht. Die beliebten schwarzen Vogelsilhouetten bringen übrigens fast nichts, oft knallen die kleinen Flieger direkt daneben gegen die Scheibe und verenden.
Zusätzlich gilt: Futterplätze nicht direkt beim Fenster aufstellen, um die Vögel nicht in die Gefahrenzone zu locken.
Für Architektur und Städtebau
Am besten wird der Vogelschutz schon beim Bau mit eingeplant, z. B. mit vogelfreundlichem Glas, Sonnenschutzsystemen oder Begrünungen, die Spiegelungen brechen. Die Beleuchtung sollte reduziert werden, besonders nachts in öffentlichen Gebäuden. Das hilft den Tieren und dem Geldbeutel. Eine umfangreiche Broschüre „Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht“ finden Sie als digitale Version unter „NABU.de/glastod“.
Erste Hilfe
Wenn Sie einen bewusstlosen Vogel mit Anflugtrauma finden, der keine offensichtlichen Verletzungen hat, legen Sie ihn auf einem Handtuch in einen Karton mit Luftlöchern. Setzen Sie den Deckel auf und bringen Sie den Vogel an einen ruhigen Ort. Kein Wasser oder Futter reichen. Wirkt das Tier nach 1 bis 2 Stunden wieder fit, lassen Sie es frei. Ansonsten ab zum Tierarzt oder einer Wildtierstation.
Fazit
Vogelschlag ist ein stiller Killer im Siedlungsraum, doch man kann etwas dagegen unternehmen. Artenschutz beginnt am eigenen Fenster. Es liegt an uns, die Welt für unsere gefiederten Mitbewohner etwas sicherer zu machen.