Über den Bitterling hatten wir bereits früher berichtet: er bildet eine Symbiose mit Teichmuscheln und legt seine Eier in der Muschel ab. Wussten Sie, dass manche Fische sogar Nester herstellen? Stichlingsmännchen bauen zwischen Mai und Juli am Gewässergrund einen Unterschlupf aus Pflanzenteilen und Muscheln, als Klebstoff dient ein Nierensekret.
Kommt ein Weibchen mit dickem Bauch vorbei, beginnt der Stichlingsmann wie wild im Zickzack zu tanzen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Damit sie ihn überhaupt zur Kenntnis nimmt, muss er sich für die Dame allerdings vorher hübsch machen. Wenn er Ladys zu beeindrucken hat, färbt er sich in ein wunderschönes orangerot mit leuchtend türkisen Augen und Rücken.
Gefällt ihr das Männchen, zeigt sie ihm ihren prall mit Eiern gefüllten Bauch, worauf er sie zum Nest führt und sich seitlich neben den Eingang legt. Hält das Nest einer kritischen Beurteilung stand, legt sie dort ihre Eier ab und er besamt sie. Damit endet das Date und er vertreibt die Dame ruppig, um nach der nächsten Ausschau zu halten. Aber auch die Ladys können in dieser Zeit bis zu sechsmal Eier ablegen, häufig in verschiedene Nester.
Anschließend kümmert sich das Männchen alleine um den Nachwuchs. Viele Stichlingsmännchen opfern sich dabei so für ihren Nachwuchs auf, dass sie danach sterben. Doch der Einsatz lohnt sich, denn durch ihre intensive Brutpflege hat der Stichlingsnachwuchs eine ungewöhnlich hohe Überlebensrate.
Den Namen Stichling hat diese Fischfamilie übrigens von ihren Stacheln am Rücken und an der Bauchflosse. Sie dienen zur Verteidigung und können aufgestellt werden.
Ursprünglich lebten die Stichlinge im Meer. Als die Gletscher vor 2,5 Millionen Jahren zu schmelzen begannen, gelangten die Fische auch in Flüsse und Seen. Es gibt dennoch dreistachlige Stichlinge, die noch im Meer wohnen und zum Laichen in die Flüsse wandern, andere halten sich durchgehend im Süßwasser auf. In der Wissenschaft werden sie deshalb häufig nicht nur wegen ihres interessanten Brutverhaltens erforscht, sondern auch wegen ihrer rasch wechselnden anatomischen Anpassung genetisch untersucht.
Dreistachlige Stichlinge sind nicht gefährdet und neigen dazu, sich aufgrund ihrer hervorragenden Brutpflegestrategie und effektiven Verteidigung gegen Fressfeinde nahezu explosionsartig zu vermehren. Da sie Laich und Jungfische mögen, können sie ein Problem für andere Arten darstellen, wenn sie in Seen oder Teichen ausgesetzt werden, in denen sie bisher nicht vorkamen.
Betroffen davon ist etwa der Bodensee. Hier werden Aquarienhalter verdächtigt, ihre Fische einfach ausgesetzt zu haben. Es ist deshalb wichtig hier nochmal zu betonen, dass Lebewesen aus Heimtierhaltung (Pflanzen und Fische) nicht einfach gedankenlos in der Natur entsorgt werden dürfen. Auch wer Fische im Klo runterspült, handelt nicht nur tierquälerisch, sondern auch verantwortungslos. Sollten sie diese Tortur überleben, landen sie danach in Gebieten, in denen sie nichts zu suchen haben und richten dort oft viel Schaden an.
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