Die Straßenhunde der Lüfte

Nur wenige Tiere in unserem Stadtbild polarisieren so stark wie die Stadttauben. Vielen scheint es, als würden sie immer mehr und sie hinterlassen ihre Spuren. Daher investieren sowohl städtische als auch private Einrichtungen in die sogenannte Taubenvergrämung. Man will sie hier nicht. Sie sollen einfach wo anders hinfliegen.

Tatsächlich sind alle gängigen Methoden zur Taubenvergrämung sehr grausam

Wegen der spitzen Taubenspikes an so gut wie allen Gebäuden in der Innenstadt haben die Tauben leider kaum noch Möglichkeiten sich auszuruhen. Sie sind dann gezwungen am Boden zu landen, wo sie oft verjagt, angefahren werden oder Katzen zum Opfer fallen. Wenn die Tauben keine anderen, sichereren Nistplätze finden, bauen sie ihre Nester auch trotzdem auf die Taubenspikes. Werden die Jungvögel dann flügge und verlassen das Nest, werden sie nicht selten von den spitzen Stacheln aufgespießt. Auch erwachsene Tauben sieht man immer wieder tot in den Spikes hängen.

Eine tiergerechte Lösung gibt es aber

Durch artgerechte Fütterung, medizinische Versorgung und Bestandskontrolle durch das Austauschen der Taubeneier in betreuten Taubenschlägen nach dem sogenannten Augsburger Modell lässt sich viel Tierleid vermeiden und die Überpopulation eindämmen. Denn auch Tauben haben Schmerzempfinden und brauchen unseren Schutz genau wie andere Tiere! Bei artgerechter Fütterung wirkt übrigens auch der Taubenkot längst nicht so aggressiv auf Böden, Oberflächen und Bauwerke.

Der Tierschutzverein München e. V. setzt sich seit vielen Jahren für die Münchner Stadttauben ein und betreut fünf Taubenschläge nach dem Augsburger Model

Drei davon auf dem Tierheimgelände in Riem, einen in der Innenstadt und seit 2019 auch einen in Obermenzing, um diesen sensiblen, hochsozialen und meist missverstandenen Tieren zu helfen und gleichzeitig der Überpopulation entgegenzuwirken. Dafür suchen wir immer ehrenamtliche HelferInnen, die bereit sind, die Taubenschläge mit uns zu betreuen. Haben Sie ein Herz für Tauben und helfen Sie mit!

Stadttauben gehören nicht zu den Wildtieren

Sie stammen ursprünglich von der Felsentaube ab und sind von Menschen schon seit Jahrhunderten gezüchtet und als Nutz- und Haustiere gehalten worden. Immer wieder haben sie, ähnlich wie ausländische Straßenhunde, aus diversen Gründen ihr Zuhause verloren und mussten obdachlos auf der Straße leben. Dort ernähren sie sich von Abfall und Essensresten, schlafen und brüten in Häusernischen und vermehren sich unkontrolliert. Die Verletzungs- und Krankheitsrate ist hoch. Viele der vom Menschen so im Stich gelassenen ehemaligen Haustiere sterben leidend.

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Deshalb sieht es der Tierschutzverein München e. V. auch in seiner Verantwortung, sich um diese missverstandenen Tiere zu kümmern

Das Augsburger Modell kristallisiert sich bisher als erfolgreichste Lösung heraus. Dieses Konzept führt zur nachhaltigen und tierschutzgerechten Regulierung von Stadttaubenpopulationen. Es basiert auf der Bereitstellung betreuter Taubenschläge, die im optimalsten Fall flächendeckend in einem Stadtgebiet verteilt sind.

Die Betreuung der Taubenschläge erfolgt meist ehrenamtlich über Tierschützer. Dabei werden die Taubenschläge regelmäßig gereinigt, die Tiere gefüttert und die Eier gegen künstliche Eier ausgetauscht. Auch verletzte oder kranke Tiere können so leicht gefangen und medizinisch versorgt werden.

Eine Reduzierung des Bestandes durch Tötung oder Vergrämung erfolgt nicht. Tauben aus der Umgebung werden auf natürlichem Wege durch die vorhandenen Nistmöglichkeiten und Artgenossen angelockt. Damit das Gefühl einer perfekten Unterkunft bestehen bleibt, müssen 2-3 Brutpaare des Schlages 1-2x pro Jahr brüten dürfen. Dies wirkt sich jedoch nicht auf die Höhe des Bestandes aus.

Da die Tauben sich zu 70-80 % des Tages im Schlag aufhalten, fällt auch entsprechend viel Kot im Schlag an. Diese Verschmutzung entfällt dann in der Umgebung. Seit März 2018 gilt wieder das Anfang des Jahres abgelaufene Fütterungsverbot von Stadttauben in München. Eine Fütterung außerhalb eines genehmigten Schlages kann zu hohen Geldstrafen führen. Gerade weil sie völlig zu Unrecht ein schlechtes Image und daher keine große Lobby haben, bitten wir alle Tierfreunde: Gebt den Tauben eine Stimme und setzt euch bei eurer Stadtverwaltung für die sie ein.

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