Letztes Jahr kurz vor Weihnachten haben wir einen armen Windhund völlig verwahrlost aus einer Messiewohnung in Giesing geborgen. Für sein 75-jähriges Frauchen kam leider jede Hilfe zu spät, aber dank aufmerksamer Nachbarn konnten wir zumindest den hilflosen Rüden retten.
Wegen seines total verfilzten Fells tauften wir ihn kurzerhand „Bob Marley“. Doch der Name passte schnell nicht mehr, denn im Tierheim kam die stark verschmutzte Matte ab und der frisch gestylte Afghane startete als Amigo in sein neues Leben.
In unserer Obhut hat sich der stark übergewichtige Rüde stabilisiert, rund zehn Kilo abgenommen und war bereit für eine Vermittlung in neue Hände. Doch das gestaltete sich nicht ganz einfach: Der Frechdachs war super lieb, aber leider völlig unerzogen. Er hatte den größten Teil seines Lebens in der Wohnung verbracht und musste die Welt erst noch entdecken.
Beim Spaziergang stürmte er mit voller Wucht voran, seine Zuneigung war im wahrsten Sinne des Wortes umwerfend und mit seinen 45 Kilo konnte seine Begeisterung für Mensch und Tier auch erdrückend sein. Mit anderen Worten: Hier wartete ein Kindskopf in Gestalt eines ausgewachsenen Afghanen auf seine Familie, die ihm mit klaren Regeln zeigt, wie man sich benimmt.
Ende April schlug dann seine große Stunde und er durfte nach Niederbayern ziehen. Sein neuer Besitzer Peter gab uns einige Monate später ein Update zu unserem Amigo: „Wir sind total happy mit Baran (wie er jetzt heißt), nur die ersten zwei Wochen waren etwas stressig. Am Anfang wusste er gar nicht, was er mit seiner enormen Kraft anfangen sollte. Aber er hat unglaublich schnell dazugelernt.
Beim Gassigehen war er zu Beginn noch sehr stürmisch und neugierig auf alles, was sich bewegt. Ein Auto am Horizont war genauso interessant wie ein Jogger oder Radfahrer und er wollte mit aller Kraft so schnell wie möglich hinrennen. Zuhause war er von Tag eins an ein absolut lieber und sogar sanfter Kerl, auch sofort stubenrein.
Ich bin schon 2021 durch meinen Freund Uwe vom Münchner Hundesalon darauf aufmerksam gemacht worden, dass der Afghane einer älteren Dame gestorben ist und sie sich einen neuen Rassewelpen holen wollte. Uwe hat versucht, ihr das auszureden, zumal sie als gehbehinderte Frau im Alter von über siebzig im 4. Stock ohne Aufzug wohnte. Leider erfolglos. Wir hatten 2022 und 2023 Kontakt zum Nachbarn der Frau, der uns auf dem Laufenden gehalten hat. Die Frau hat in der ganzen Zeit weder dem Tierschutz noch dem Veterinäramt und auch nicht der Polizei die Tür geöffnet. Als am Donnerstag vor Weihnachten die Lage eskalierte, habe ich den Münchner Tierschutzverein verständigt, der das Tier dann sicherstellen konnte. Die alte Dame war verstorben, der Hund verwaist.
Ursprünglich sollte Helge Wenger von der Windhundhilfe Baran nach der Wartezeit übernehmen. Als das nicht geklappt hat, haben wir uns entschlossen, ihn in unserem kleinen Rudel zu integrieren. Bei uns wohnt er jetzt mit zwei anderen Afghanen und einer französischen Bulldogge zusammen, von denen er schon viel gelernt hat. Er ist mittlerweile ein begeisterter Autofahrer, liebt Karotten über alles und hat sich zu einem richtigen Schatzi entwickelt.
In unserem 2.000 Quadratmeter großen Garten kann er sich mit den anderen Hunden austoben. Am Anfang ist so einiges zu Bruch gegangen und er ist einmal in den Schwimmteich gefallen, aber er lernt jeden Tag dazu und ist mittlerweile ein von allen absolut akzeptiertes Familienmitglied.“
Wir sind natürlich sehr glücklich, dass unser ehemaliger Schützling so einen tollen Platz gefunden hat und wünschen ihm noch viele schöne Jahre mit seiner neuen Familie!