Ostern naht und so mancher gerät jetzt in Versuchung, seinem Kind einen lebendigen Hasen respektive Kaninchen zum Fest zu schenken. Bitte nicht! Gerade in der Kleintierhaltung wird der benötigte Lebensraum für die verschiedenen Arten oft unterschätzt. Kaninchen brauchen nicht nur genügend Auslauf, sondern sind auch alles andere als kindgerechte Kuscheltiere.

„Mama, ich will ein Kaninchen!“ Auf diesen dringlich vorgetragenen Kinderwunsch hin ziehen nicht selten niedliche Schlappohren in deutsche Haushalte ein. Über zwei Millionen lebten im Jahr 2022 in heimischen Wohnzimmern. Ob auch artgerecht, steht auf einem anderen Blatt. Denn entgegen landläufiger Meinung sind Kaninchen keineswegs anspruchslose Mitbewohner, die mit einem kleinen Käfig aus dem Baumarkt und ein paar Karotten am Tag zufrieden sind. Derzeit befinden sich rund 140 der Hoppler im Tierheim. Im Erdgeschoss, wo die Kaninchen leben, ist es am Vormittag ruhig, die Tiere dösen oder mümmeln vor sich hin, es duftet angenehm nach Heu. Justin, seit zweieinhalb Jahren Pfleger im Kleintierhaus, räumt mit gängigen Vorurteilen auf: „Kaninchen sind weder Kuscheltiere noch Kinderspielzeug. Kids ab etwa 8 Jahren können zwar bei der Betreuung mithelfen, die Verantwortung tragen aber immer die Eltern.“

Die erste Überraschung ist der Platzbedarf der Tiere. Mindestens sechs Quadratmeter müssen es für zwei Kaninchen sein, Einzelhaltung ist für die sehr sozialen Pelzträger ausgeschlossen. Ist täglicher Auslauf garantiert, genügen auch vier Quadratmeter zum hoppeln, graben und chillen. Mit einigen Gitterelementen kann man eine entsprechende Ecke im Zimmer abtrennen und sie mit Häuschen, Hochsitz, Toilette, Versteck- und Klettermöglichkeiten ausstatten. Kaninchen sind sehr reinlich und verwenden ähnlich wie Katzen für ihr Geschäft ein Klo. Das Gehege muss täglich gereinigt werden; einmal pro Woche ist im Tierheim Großputz angesagt, bei dem alles ausgeräumt und gesäubert und anschließend frische Streu ausgebracht wird. Ideal für zu Hause ist ein eigener Raum oder freies Leben im gesicherten Wohnzimmer. Bieten Sie Ihrem Kaninchen so viel Freilauf wie möglich, täglich mindestens mehrere Stunden. Lassen Sie die Langohren in den späten Abendstunden und frühmorgens frei, da die Tiere dämmerungsaktiv sind. Kaninchen, die zu wenig oder gar keinen Auslauf bekommen, werden dick, kurzatmig und träge.

Sehr wichtig bei den Hopplern ist es, dass jederzeit Nahrung verfügbar ist. Kaninchen essen bis zu 80 kleine Mahlzeiten am Tag, die hauptsächlich aus Heu, Wiesenkräutern, geeignetem Gemüse (Fenchel, Gurke, Karotte, Pastinake), Salaten und etwas Obst als Leckerli bestehen. Die Tiere fressen praktisch pausenlos, um die Nahrung im Darm weiterzuschieben. Bleibt das Futter zu lange unverdaut im Körper liegen, bilden sich Gase, die für die Kleinen gefährlich werden können. Trockenfutter aus dem Zoofachgeschäft ist ungeeignet und kann zu Verdauungsproblemen und Zahnschäden führen. Auch Wasser ist essenziell und muss immer zur Verfügung stehen.

Da sich Kaninchen ja sprichwörtlich schnell vermehren, sollten alle männlichen Tiere kastriert sein. So kann man problemlos ein Pärchen oder auch mehrere Tiere zusammen halten. Ist die Rangordnung einmal ausgefochten, steht einem friedlichen Zusammenleben nichts mehr im Wege. Die Pelzträger können 10 bis 12 Jahre alt werden. Auch deshalb sollte man sich eine Anschaffung reiflich überlegen. Die Kinder sind irgendwann erwachsen, die Kaninchen leben dann vermutlich immer noch bei Ihnen.

In Deutschland gibt es 88 anerkannte Rassen, darunter große, mittlere und kleine, mit Steh- oder Schlappohren, in den unterschiedlichsten Farben und Fellvarianten. Sehr beliebt sind etwa Angorakaninchen, Löwenköpfchen, Farbenzwerge oder Zwergwidder. Wichtig für alle Hoppler gleichermaßen ist eine abwechslungsreiche Gestaltung des Geheges und die Möglichkeit, Dinge zu entdecken. Kaninchen sind sehr neugierige Tiere, die man etwa mit Futterbällen, Ästen von Obstbäumen zum Knabbern oder Gedankenspielen bei Laune halten kann. Fehlt ihnen Beschäftigung und Auslauf, können sie depressiv werden.

Optimal ist es für die Tiere, wenn sie im Sommer ins gesicherte Freigehege übersiedeln können. Sie befinden sich dann vom Frühjahr bis zum Herbst draußen. Auch eine ganzjährige Außenhaltung ist bei einer entsprechenden Anlage möglich. Unsere PflegerInnen beraten Sie hierzu gerne. Innenhaltungs-Kaninchen sollten möglichst bereits im Frühjahr umgesiedelt werden. Spätestens im September müssen sie nach draußen gesetzt werden, um noch ein dichtes Winterfell entwickeln zu können.

Kaninchen in Außenhaltung sollten in jedem Fall gegen RHD sowie Myxomatose geimpft werden. Auch bei den Tieren in Innenhaltung ist das empfehlenswert, da im Falle einer Infektion der komplette Bestand gefährdet ist. Kaninchen pflegen übrigens Krankheiten zu verbergen, da sie sonst aus der Sippe ausgeschlossen werden. Daher Achtung bei Verhaltensänderungen: das können erste Warnzeichen sein. Im Zweifelsfall lieber schnell zum Tierarzt, der auf Kleintiere spezialisiert sein sollte.

Haben Sie sich eine Anschaffung gut überlegt und möchten Sie eines oder mehrere unserer Kaninchen adoptieren? Sehr gut, denn die Hoppler sind wunderbare Hausgenossen mit viel Charakter und eigenem Kopf. Als Beobachtungstiere, die sich (meist) auch mal streicheln lassen, verbreiten sie angenehme Ruhe und helfen beim Abschalten im stressigen Alltag. Wir haben einige Langzeitinsassen Im Kleintierhaus sitzen – vielleicht ist ja ein passender Mümmler für Sie dabei?
Melden Sie sich von 13 bis 16 Uhr unter 089/ 921000-53, unsere PflegerInnen beraten Sie gerne.

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